Donnerstag, 27. Oktober 2011

Von Zahlen erschlagen

Blattkritik
Neulich in der Lokalredaktion könnte es so gelaufen sein: "Wir müssen was zum Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab 2013 machen." Heute im Blatt: "Bremen trickst bei Kinderkrippen". Der Lokalaufmacher erschlägt das an sich spannende Thema dann mit Amtsblattsprech: Wir zitieren aus dem Vorspann: "Viel Zeit ist nicht mehr. 2013 muss Bremen für Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz anbieten." Danach — wir sind immer noch im Vorspann — ein Zahlenwust: "Quote von 35 Prozent", "Anfang 2012", "Marke von 22 Prozent", "35 Prozent werden nur erreicht, wenn..." Geschafft. Wir sind im Text angekommen, lechzen nach Atmosphäre. Wie wäre es mit einer Szene aus einer Kita? Eine klagende Betreuerin, entnervte Eltern? Nicht doch. Sondern: "Die Experten im Ressort von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) denken..." Wer dranbleibt und sich von Zahlen und Kalkulationen nicht abschrecken lässt, landet dann irgendwann bei einem Zitat des SPD-Abgeordneten Klaus Möhle: "Es könne keine Lösung sein, am Ende alle Eltern 'schwindelig zu rechnen'". Aber mit Lesern kann man es ja machen. (jph)

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