Freitag, 21. Oktober 2011

Der letzte Sieg

Blattkritik
Glückwunsch an Muammar al-Gaddafi. Vier Siege an einem Tag, das macht ihm keiner nach. Wir lesen im "Weser-Kurier", dass die vom Joch befreiten Menschen in Libyen nun endlich wieder gegen das gute alte Israel kämpfen können. Seite 3, Aufmacher: "'Nach all dem werden wir Jerusalem und Palästina und die gesamte arabische Nation befreien', ruft ein enthusiastischer Milizionär ins Mikrofon des Fernsehsenders Al-Dschasira." Das war also Treffer eins: Zwei: Die beiden Agenturkollegen Anne-Beatrice Clasmann und Gregor Meyer lassen sich anstecken: "Die nun restlos befreiten Libyer vergessen nicht, dass anderswo in der Region noch mit Despotie und Besatzung gerungen wird." Und was macht der "Weser-Kurier"? Druckt das. Und so sind wir beim dritten Sieg. Jetzt Nummer vier: Die verschärfte Nachrichtenlage nach dem Tod des Oberst könnte womöglich der Grund dafür sein, dass ein Text zum Antisemitismus im linken Spektrum auf Seite 2 stark eingedampft werden musste. Bedauerlich auch für den Autor, den wir hier beim LESER-KURIER durchaus schätzen. Es wird der letzte Sieg des Revolutionsführers gegen die zionistische Weltverschwörung gewesen sein.

War sonst noch was? "Der Tyrann ist tot" titelt unsere Lieblingszeitung. Wer das heute morgen noch nicht wusste, wird kein Abonnent einer Tageszeitung sein. Warum schreibt da keiner etwas hin, das originell sein könnte? Wie wäre es mit "Gaddafinito"?

Wir vom LESER-KURIER sind gestern übrigens nicht zum Freimarktsempfang des "Weser-Kurier" eingeladen gewesen, was sehr schade ist. Im Blatt lesen wir, dass Chefredakteurin Silke Hellwig von vielen Gästen gebeten worden sei, etwas zur Zukunft der Redaktion zu sagen. "Das tue ich gerne, die ist nämlich rosig", wird die Kollegin dann zitiert. Darüber hätten wir gerne mit ihr gestern gesprochen. Blöderweise sind die rosigen Details im Text nämlich rausgekürzt worden. Frau Hellwig, geben Sie uns ein Interview?

Auf der ersten Wirtschaftsseite stehen heute fünf Texte. Drei Überschriften lauten so: 

  1. Deutsche Bank prüft Lebensmittelwetten
  2. Deutsche bangen um Altersvorsorge
  3. Rösler: Deutschland droht keine Rezession
Teutonisch aber auch. Wie gut, dass es das Empire gibt. Überschrift 4: Englisch als Firmensprache soll Fachkräfte locken

Ab zum Sport: "Dank an Uli Hoeneß" steht über einem Interview mit Eisbären-Manager Jan Rathjen. Dem schließen wir uns an. Bis morgen. Dann als Video. (jph)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen