Sonntag, 18. September 2011

Blattkritik

"Lust am Lesen"
Jede Zeit bringt ihren Fortschrittspessimismus mit sich. In der "Lust am Lesen"-Beilage des "Weser Kurier" von heute ist die zeitgenössische Variante zu finden: "Erst langsam erkennen wir, dass die technische Revolution eine Revolution unserer Gehirne ist. Ja, mehr noch: dass Computer und Smartphones unseren bürgerlichen Bildungskanon, der noch vor wenigen Jahren gegolten hat, grundsätzlich über den Haufen werfen. Heute ist es nicht mehr zwingend notwendig, ein Gedicht von Schiller auswendig zu können – wir müssen lediglich wissen, wo wir es im Netz finden." Der Autor des Textes, Leser-Kurier-Kompagnon Axel Brüggemann, verschweigt leider, wann es je "zwingend notwendig" war, Schiller auswendig zu können, und er wird seinen wie immer schönen Text auch nicht mit der Feder auf handgeschöpftes Papier aufgetragen haben, sondern hat vermutlich seinen neuen Apple-Rechner per Bluetooth-Tastatur gefüttert. Und, lieber Kollege Brüggemann, ich bin mir sicher, dass Johann Sebastian Bach oder der von Dir angeführte Ludwig van Beethoven ihre Einfälle in "Sibelius" am Rechner zu Meisterwerken gemacht hätten, wenn ihnen die Technologie zu Diensten gewesen wäre. 

Das nur so zum Sonntag... Jan-Philipp Hein

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